Archäologische Untersuchungen in Süd-Armenien im Jahre 2001
(
Archaeology in Armenia)

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Archäologie und Ethnographie der Armenischen Akademie der Wissenschaften und der Kommission zur Erhaltung der Historischen und Kulturellen Denkmäler in Erevan fanden im August-September 2001 in der Region Kapan archäologische Geländeuntersuchungen statt. Sie hatten das Ziel, antike Fundplätze zu kartieren und zu dokumentieren, um sie so in Zukunft schützen zu können. Die Lage der Fundplätze wurde mittels GPS festgehalten. Beteiligt an diesem Unternehmen waren von deutscher Seite Esther Altmann und Stephan Kroll. Von armenischerSeite beteiligten sich Arsen Bobokhyan, Ruben Vardaryan, Pavel Avetisyan sowie Vigen Tsotoniyan. Im Vorjahr war ein ähnliches Projekt in der Region Sisian durchgeführt worden. In der zur Verfügung stehenden Zeit konnte insbesondere der Süden, Osten und Norden der Region Kapan untersucht werden. Der Westen Kapans sowie die weiter südlich gelegene Meghri soll im folgenden Jahr untersucht werden.

Kurzfassung

Insgesamt wurden in der Region Kapan im Jahre 2001 rund 50 archäologische Plätze lokalisiert. Die genaue Lage aller Plätze war bisher nicht bekannt. Allein 5 Plätze waren allgemein als archäologische Fundorte in Armenien den armenischen Institutionen bekannt. Da die gesamte Region dichten Bewuchs aufweist, war ein normaler Survey unmöglich, bei dem man auf Sicht hin untersucht und gleichzeitig lokale Hinweise miteinschliesst. Wir waren allein auf Hinweise der lokalen Bevölkerung angewiesen. Das bedeutete, dass wir in jedem Tal, in jedem Dorf versuchten lokale Kundige zu befragen: Viehhirten, Lehrer, Schuldirektoren, Dorfälteste oder Geistliche. Oftmals war das sehr erfolgreich; oft jedoch bekamen wir keine Auskunft, teils mit Absicht. Ein weiteres Problem ergab sich aus einer weitreichenden Bevölkerungsumschichtung in Folge des Zusammenbruchs der Sowjetunion und der sich anschliessenden kriegerischen Auseinandersetzungen mit Azarbaidschan Anfang bis Mitte der 90er Jahre. Immer wieder mussten wir feststellen, dass viele ursprüngliche Bewohner der Dörfer das Land verlassen hatten; andere waren aus den Städten neu hinzugezogen; wiederum viele andere kamen als Flüchtlinge aus Azarbaidschan. All diese neuen Bevölkerungsgruppen waren natürlich nicht mehr mit den lokalen Traditionen vertraut. Bestes Beispiel ist das Dorf Sznak, wo die heutige Bevölkerung durch uns zum ersten Mal von den bedeutenden Funden erfuhr, die dort vor 50 Jahren gemacht wurden.

Eine erste Auswertung der Befunde ergibt für die Region Kapan ein ganz überraschendes Bild. Während chalkolithische Siedlungen in Armenien insgesamt und in Südarmenien im Besonderen fast nirgendwo vorkommen, weist die Region Kapan nun mit Chikahok und Chakaten 2 derartige singuläre Fundplätze auf. Quasi keine Fundplätze gibt es hingegen aus der Frühen und Mittleren Bronzezeit, wenn man von einem evtl. frühbronzezeitlichen Grabfund in Tantsaver absieht. Diese Befunde stehen in starkem Gegensatz zu unseren Ergebnissen in Sisian im Jahre 2000, wo sowohl früh- wie mittelbronzezeitliche Fundplätze festgestellt werden konnten.

Im Anschluss an die Arbeiten in Kapan wurden in Sisian zwei Nachuntersuchungen durchgeführt. Die Bearbeitung der Ergebnisse des letztjährigen Surveys hatte dies nötig gemacht. Dabei hatte sich herausgestellt,dass Kammergräber ganz offensichtlich einen besonderen Stellenwert haben, dass die Norm einfache Steinkisten oder Hügelgräber sind. Der Befund dieses Jahres in Kapan hatte dies bestätigt.

Befunde

Die Region Kapan

Die Region Kapan umfasst heute etwa 50 Dörfer, verglichen mit 13 Dörfern in Meghri. Das sind in etwa ähnlich viele wie in Sisian oder Goris. Allerdings ist die Region wesentlich ausgedehnter und erheblich gebirgiger. Die Industriestadt Kapan entstand erst im 19. Jh., als gezielt begonnen wurde, die reichen Kupfer- und Molybdänvorkommen in der Umgebung auszubeuten. Insbesondere waren französische Bergingenieure daran beteiligt, daneben Griechen und Russen. Kapan hatte in der Sowjetzeit bis zu 40000 Einwohner aufgrund der Gruben. Heute hat es jedoch sehr an Bedeutung verloren. Die Stadt liegt im engen Flusstal des Vogdji, der hier in etwa von West nach Ost verläuft. Steil wird sie von den umgebenden meist bewaldeten Höhenzügen überragt. Kapan liegt etwa 800 m hoch (WP 001) und hat angeblich noch 20000 Einwohner, darunter viele armenische Flüchtlinge aus Azarbaidschan. Arbeit gibt es in Kapan kaum. Ein grosses Metallkombinat am Ostrand der Stadt steht seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion still und rottet vor sich hin. Kleinere Bergwerke in der Umgebung, in denen bis 1991 Kupfer abgebaut wurde, haben den Betrieb eingestellt. Lediglich westlich Kapan in der alten Bergwerksstadt Kadjaran funktioniert ein Teil des riesigen Grubenkombinats noch; hier wird Kupfer und vor allem Molybdän abgebaut. Bedenklich sind die ungelösten Umweltprobleme der Region. Abraumhalden der Bergbautätigkeit wurden im 20. Jh. in Seitentälern aber auch direkt im Flusstal des Vogdji mit Millionen von Kubikmetern aufgetürmt ( Abb. 17 ). Das Oberflächenwasser und die Flora rund um Kapan weisen Kupfer- und Zinkwerte in einer Höhe auf, die man nur noch als extrem gesundheitsgefährdend bezeichnen kann.

Die ganze Region Kapan ist fast durchwegs bis auf über 2000 m Höhe dicht bewaldet und weist gebirgs- bis hochgebirgs Charakter auf (Abb. 04) . Die Bevölkerung verteilt sich auf etwa 50 kleine Dörfer. Aufgrund des Gebirgscharakters der Landschaft tritt Getreideanbau zurück. Es dominiert Viehwirtschaft, Viele Rinder und Schweine, weniger Schafe und Ziegen wurden beobachtet. Die Dörfer liegen wegen der Hochwassergefahr zwar nahe der Talsohle, aber immer auf mehr oder minder steilen Hängen. Zu jedem Haus gehört ein 1000 bis 1500 qm grosser Garten, der allein für den Anbau von Kraut, Kartoffeln, Tomaten, Bohnen e.c. genutzt wird. Alle Gärten weisen zahlreiche Obstbäume auf: Apfel, Birne, Pfirsich, Nüsse. Das Klima ist milder und feuchter als in Sisian. Der Fluss Vogdji entspringt im Westen im Grenzgebirge zu Nakhicevan und mündet im Osten dann im heute von Armenien besetzten Teil Azarbaidschans in den Arax. Seinen Lauf nimmt der Fluss fast immer durch eine hochgebirgsartige Landschaft mit engen Schluchten und steilen felsigen Berghängen. Der Fluss Vogdji besitzt eine Reihe von Seitentälern mit Bächen, die auch im Spätsommer überall Wasser führten. Fast alle Dörfer der Region liegen in diesen Seitentälern, nicht im meist viel zu steilen Flusstals des Vogdji selbst. Beherrscht wird die Region von einem über 3000 m hohen Gebirgsmassiv südwestlich von Kapan, eine Fortsetzung des Sangesurskij- und Barguschatskij-Gebirgsmassives, das Südarmenien nach Westen hin von Nakhicevan trennt. Südlich von Kapan, auf den östlichen und südöstlichen Hängen dieses Gebirges, finden sich viele enge, langgezogene Täler, die fast durchwegs mit dichtem Buschwald bestanden ist. So zum Beispiel ein Tal, in dem heute die Ortschaften Gomoran und Geghanush liegen, dann das Tal von Chakaten, dann Chikahok und ganz im Süden z.B. Shishkert. Etwas weniger waldreich sind die Täler nördlich und östlich von Kapan.

Die Fundplätze

Kapan Stadt

Kapan hat ein Kulturamt und ein kleines auf Privatinitiative geführtes ethnographisch-archäologisches Museum. Der Leiter des Kulturamtes der Provinz Kapan, Herr Vigen Tsotoniyan, war uns bei der ganzen Unternehmung in der Region Kapan sehr behilflich. Wir verdanken ihm viele wertvolle Hinweise, teilweise nahm er persönkich an unseren Fahrten teil. Weitere Hinweise verdanken wir dem Leiter des Museums, Herrn Smabatyan Grisha. Das Museum wird wie viele Museen in Armenien derzeit restrukturiert und die Sammlungen sind daher nicht zugänglich. Wir konnten lediglich in einigen Vitrinen eine Reihe von Objekten sehen, ohne weitere Beschriftung. Angaben aus einzelnen Orten, z.B. aus Chikahok, David Bek oder Tantsaver, dass die Funde sich im Museum Kapan befänden, konnten daher dort vorerst nicht bestätigt werden. Unser Eindruck war, dass es viele Funde der Spätbronzezeit, der Frühen und Mittleren Eisenzeit gab. Frühere oder spätere Funde konnten wir jedoch in der kurzen uns genehmigten Zeit nicht ausmachen.

Ein Hinweis sei jedoch besonders hervorgehoben, den wir im Museum bekamen. Es waren 2 bronzene Prunkäxte der Art vorhanden, wie wir eine weitere in David Bek entdeckten. Eine dieser Äxte soll aus Chikahok stammen, sie sei in der Nähe oder im Zusammenhang mit dem kleinen Bergbaurevier in Kapin Art gefunden worden. Die zweite im Museum ausgestellte Prunkaxt soll innerhalb des Bergbaureviers von Kadjaran gefunden worden sein. Am Rande sollte dazu bemerkt werden, dass allein 4 derartige Prunkäxte im Museum Stepankert ausgestellt sind. Weiter berichtete man uns von archäologischen Funden in einer alten Goldgrube bei Meghri, wo man Bergwerkzeuge und ein Skelett unbestimmten Alters gefunden haben soll.

In der Stadt Kapan gibt es bei Privatpersonen mehrere Sammlungen von archäologischen Fundstücken. Eine dieser Sammlungen im Zentrum der Stadt, die dem Maler Boris gehört, konnten wir besichtigen. Er besitzt mindestens 5 grauschwarze und rötlichbraune mitteleisenzeitliche Gefässe, die aus Chikahok stammen sollen (Abb. 10 ).
WP 001
N 39° 12´ 26,4
E 46° 24´ 24,1
795 m

Kapan, Hauptplatz nahe dem Hotel Kapan

Geghanush

In Geghanush und Umgebung (WP 002-009) konnten mehrere archäologische Fundplätze festgestellt werden, die wir Hinweisen aus der lokalen Bevölkerung verdanken. Insbesondere danken wir für viele Hinweise dem lokalen Pfarrer. Ein offensichtlich 200-300m langes Gräberfeld, das grossteils intakt ist, zieht sich im Bereich des heutigen Dorfes Geghanush von Ost nach West hin, in dem Bereich, in dem sich Schule, Friedhof, neue und alte Kirche befinden. Beim Bau der Schule in den siebziger Jahren auf dem Südhang wurde im Schulhof ein Grab aus dem 1. Jh.v.Chr. gefunden. Von wem diese Datierung vorgenommen wurde, liess sich nicht feststellen. Weitere Gräber kamen beim Strassenbau bei WP 002 zu Tage. Im Südwesten des Dorfes, befindet sich hinter einem Bergrücken angeblich ein mittelalterlicher Siedlungsplatz. Ebenfalls südwestlich des Dorfes soll sich hinter den nächsten Hügeln angeblich ein mittelalterliche Ruine namens Srhak oder Sahakashen befinden.

Auf der Geghanush gegenüberliegenden Talseite (WP 011), etwas s.ö. des Dorfes, sollen angeblich Gefässe und Goldfunde auf Fundplatz Khnigia gefunden worden sein.

WP 002
N 39° 10´ 20,8
E 46° 25´ 12,6
1028 m
Geghanush an der Kirche. Moderner Friedhof über antikem Gräberfeld.

WP 003
N 39° 10´ 12,3
E 46° 25´ 03,5
1045 m

Geghanush Haus eines Künstlers.

Der sehr gastfreundliche Hausherr besitzt eine grosse private Sammlung spätbronzezeitlicher bis früheisenzeitlicher Keramiken und Bronzen (Abb. 14 und Abb. 15 ). Woher die einzelnen Funde kommen liess sich nicht feststellen; offensichtlich hat er sie über einen längeren Zeitraum immer wieder von Bewohnern des Dorfes erworben. Teilweise sollen sie auch aus den umliegenden Gärten kommen.

WP 004
N 39° 10´
E 46° 25´
1040 m

Gräberfeld Geghanush. An einem Steilhang ausserhalb des Dorfes befindet sich ein Gräberfeld mit vielen hunderten Steinkistengräbern, die Funde aus einzelnen ausgegrabenen Gräbern sollen sich teilweise im Museum Kapan befinden. Das Gräberfeld dürfte zum Grossteil noch intakt sein, da der Hang fast durchwegs bewaldet bzw. mit Buschwerk oder kleinen Weiden bedeckt ist.

WP 005
N 39° 10´
E 46° 25´
1010 m

Weiterhin Gräberfeld Geghanush. An einem Steilhang ausserhalb des Dorfes befindet sich ein Gräberfeld mit vielen hunderten Steinkistengräbern, die Funde aus einzelnen ausgegrabenen Gräbern sollen sich teilweise im Museum Kapan befinden. Das Gräberfeld dürfte zum Grossteil noch intakt sein, da der Hang fast durchwegs bewaldet bzw. mit Buschwerk oder kleinen Weiden bedeckt ist.

WP 006
N 39° 09´ 50,8
E 46° 25´ 30,6
1014 m

Geghanush Gräberfeld Khacingart oder Khadjingart. Von hier sollen ein Teil der grau-schwarzen spätbronzezeitlichen bis früheisenzeitlichen Keramiken und Bronzen des Künstlers kommen. Bei den Gräbern handelt es sich angeblich um Erdgruben mit Steinabdeckung.

WP 007
N 39° 09´ 52,1
E 46° 25´ 20,4
1084 m

Weiterhin Geghanush Gräberfeld Khacingart oder Khadjingart. Von hier sollen ein Teil der grau-schwarzen spätbronzezeitlichen bis früheisenzeitlichen Keramiken und Bronzen des Künstlers kommen. Bei den Gräbern handelt es sich angeblich um Erdgruben mit Steinabdeckung.

WP 008
N 39° 09´ 55,5
E 46° 25´ 20,5
1082 m

Geghanush. Grosses Gräberfeld, wohl grossteils intakt. Bei Strassenbauarbeiten wurde hier ein Bronzearmring (Verbleib unbekannt) von einem Traktoristen gefunden. Die braunen (mitteleisenzeitlichen) Keramikgefässe des Künstlers sollen von hier stammen.

WP 009
N 39° 09´ 59,5
E 46° 25´ 18.9
1068 m

Geghanush. Grosses Gräberfeld, wohl grossteils intakt Die braunen (mitteleisenzeitlichen) Keramikgefässe des Künstlers sollen von hier stammen. Ein Fragment einer braunen Rillenschüssel mit Henkel wurde hier aufgelesen.

WP 010
N 39° 10´ 58,1
E 46° 24´ 56.9
982 m

Gomaran

Im Dorfe Gomaran konnten bisher keine antiken archäologischen Reste festgestellt werden, lediglich bei WP 010 zeigten sich im Profil der Strasse Fragmente von Brotbacköfen (Tandurs), die mittelalterlich bis neuzeitlich zu datieren sind.

WP 011
N 39° 10´ 22,0
E 46° 26´ 07,6
1219 m

Khnigia

Auf der Geghanush gegenüberliegender Talseite liegt der Fundplatz Khnigia oder Chnigia. Dort wurden angeblich Gefässe und Goldfunde (?) gefunden.

WP 012
N 39° 08´ 52,3
E 46° 26´ 44,1
1076 m

Chakaten, Dschakaten oder Tschakaten. Aus der Umgebung des Dorfes sind bisher keine archäologischen Grabfunde bekannt. Auf der Frage nach evtl. einzelnen Scherbenfunden gab es jedoch eine Überraschung. Ein Dorfbewohner erinnerte sich, dass in einem Gemüsegarten immer wieder Keramikscherben gefunden wurden. Der Eigner des Gartens konnte gefunden werden und er liess uns bereitwillig ein. Der Grossteil des Gartens von etwa 800 qm war noch mit Gemüse verschiedener Art dicht bewachsen (Kohl, Kartoffeln, Tomaten), ein Feld von etwa 12 x 12 m hingegen war schon abgeerntet. Auf diesem Areal konnten wir etwa 30 Scherben, Obsidian- und Flintgeräte finden ( Abb. 09 ). Sie datieren sämtlich in das Chalkolithikum und haben gute Parallelen zu den Funden der derzeit laufenden französisch-armenischen Ausgrabung in Aratashen in der Araratebene unweit Metsamor (Mitteilung von Pavel Avetisyan).

WP 013
N 39° 08´ 36,1
E 46° 27´ 45,3
1019 m

Kirchenruine. Angeblich frühmittelalterliche Kirchenruine mit mittelalterlicher Keramik. Die Keramik ist klingend hart gebrannt und besitzt Kammstrichverzierung.

WP 014
N 39° 07´ 54,8
E 46° 28´ 34,6
936 m

Gräberfeld Irigis. Das Gräberfeld wurde aufgrund von lokalen Hinweisen gefunden. In einem kleinen Waldstück liegen etwa 20 Gräber. Soweit zu beurteilen bestehen sie aus einer länglichen Erdgrube, die mit 2-3 Decksteinen abgedeckt ist. Es kommen aber auch einzelne grosse Decksteine vor, die von einer Art Steinkranz umgeben sind. Das Gräberfeld ist sicherlich teilweise ausgeraubt. Die Decksteine sind behauen, messen bis zu 1,2 auf 2 m. Teils liegen sie sehr eng nebeneinander; man könnte an eine Reihung von Gräbern denken.

WP 015
N 39° 07´ 59,9
E 46° 28´ 22,7
1005 m

Sowchos Irigis. Beim Bau dieses Sowchos wurde ein angeblich sehr grosses Skelett und Keramikgefässe gefunden.

Chikahok

Chikahok, oder Schickahogh, ist in Kapan ein immer wieder genannter Ort, wenn von archäologischen Funden die Rede ist. Im Ortsbereich müssen sich auch heute noch mehrere grosse prähistorische Gräberfelder befinden, von denen wir jeweils nur winzige Teile sehen konnten. Am Fluss unterhalb der Schule, im Ortsteil Kapin Art, soll sich ein heute nicht mehr sichtbares kleines Bergbaugebiet befunden haben, das einst von französischen Bergleuten betrieben wurde. Dort wurde auch ein spätbronzezeitliche Prunkaxt gefunden, die sich heute im Museum in Kapan befindet. Der bisher einzige bekannte chalkolithische Siedlungsplatz in Süd-Armenien soll sich ebenfalls in Chikahok befinden. Der armenische Historiker Hngikian soll dort entsprechende Keramikfunde gemacht haben. Wir konnten diesen Platz allerdings nicht finden, da sich niemand daran erinnerte. Man sollte allerdings bedenken, durch welchen Glücksfall wir den chalkolithischen Fundplatz in Chakaten nördlich von Chikahok fanden. Bei fast allen Baumassnahmen im Ortsbereich fand man Gräber, soweit beurteilbar sämtlich Steinkistengräber, so im Bereich der Schule, des Kindergartens.

WP 016
N 39° 05´ 55,5
E 46° 28´ 33,2
1032 m

Chikahok. Im Ortsteil Salorinzor wurden 2 Steinkistengräber gefunden, die bei der Anlage einer Strasse geschnitten worden waren.

WP 017
N 39° 05´ 53,9
E 46° 28´ 31,4
1053 m

Chikahok, Reste eines weiteren Steinkistengrabes.

WP 018
N 39° 06´ 05,8
E 46° 28´ 05,7
1096 m

Chikahok, Ortsteil Spitak Hogher. Oberhalb der Schule, jedoch unterhalb einer Felskuppe. Hier wurden von Hngikian mehrere Gräber ausgegraben, die er in die mittlere Eisenzeit (7.-6. Jh.) datierte. Ein Steinkistengrab war noch im Profil sichtbar. Weitere Einzelheiten sind unbekannt.

WP 019
N 39° 06´ 02,0
E 46° 28´ 17,6
1081 m

Chikahok, Ortsteil Kapin Art. Weitere Gräber sollen hier gefunden worden sein. Am Fluss unterhalb der Schule soll sich ein heute nicht mehr sichtbares kleines Bergbaugebiet befunden haben, das einst von französischen Bergleuten betrieben wurde. Dort wurde auch ein spätbronzezeitliche Prunkaxt gefunden, die im Museum Kapan ausgestellt ist.

WP 020
N 39° 05´ 52,7
E 46° 28´ 31,6
1081 m

Chikahok, Hof der Schule. Weitere Gräber sollen hier gefunden worden sein. Es wurden uns Funde daraus gezeigt, ein schwarzer Henkelkrug mit Ritzdekor und Rillen und ein kleiner rotbrauner, zweihenkeliger Topf, ausserdem ein Halsring mit gerollten Enden.

WP 021
N 39° 05´ 15,8
E 46° 27´ 32,1
1135 m

Chravand. Hier wurden bei Strassenbauarbeiten mitten in einem Bergwald mehrere Steinkistengräber angeschnitten. Über die Befunde ist nichts bekannt. Die Gräber sind noch sichtbar. Die Mauern der Steinkisten bestehen aus 3-4 Lagen mittlerer Steine, sie sind mit 2-3 schweren Decksteinen abgedeckt.

WP 022
N 39° 05´ 30,8
E 46° 27´ 52,0
1065 m

Karaghbjur. In einem Bergwald an einem Bach gelegen soll an diesem Platz Hngikian 3 früheisenzeitliche Gräber ausgegraben haben. Genauere Befunde sind nicht bekannt.

WP 023
N 39° 05´ 34,6
E 46° 29´ 44,6
904 m

Kghtsand. An einem Steilhang in Richtung Süden befindet sich ein teils ausgeraubtes Gräberfeld von Steinkistengräbern mit soweit sichtbar mächtigen Decksteinen. Evtl besass jedes Grab nur einen derartigen Deckstein. An einem Deckstein wurde eine Durchbohrung beobachtet. Mindestens ein Dutzend Gräber waren noch feststellbar. Mehr liess der starke Bewuchs an dieser Stelle nicht erkennen.

WP 024
N 39° 04´ 37,2
E 46° 30´ 59,4
839 m

Srashen. Ein Keramikfundplatz wurde uns auf einem ehemals zu einem Sowchos gehörigen künstlich terrassierten Feld benannt, östlich des heutigen Dorfes Srashen. Am Ort konnten jedoch nur wenige moderne Funde festgestellt werden. In dieser Gegend sollen jedoch bei Bauarbeiten bemalte Gefässe gefunden worden sein.

Tsav.

Tsav besitzt nach Westen hin eine weite fruchtbare Flussaue, die Landwirtschaft ernöglicht. Die Bevölkerung im Dorfe Tsav war nicht sehr mitteilsam. Zwar sollen imBereich des Dorfes Gräber gefunden worden sein, doch wollte man uns weder die Plätze noch die Funde zeigen.

WP 025
N 39° 03´ 52,3
E 46° 26´ 37,7
1501 m

Tsav. Nahe einer verfallenen mittelalterlichen Kirche (WP 026) sollen sich auf einem Höhenrücken (Tortschumanats Jekeghetsi) mitten im dichten Bergwald seltsame Steine und angeblich Gräber mit Skeletten befunden haben. Wir konnten an diesem Ort, der nur langwierig zu Fuss erreichbar war, nichts von alledem feststellen. Aufgrund seiner exponierten Lage hoch über dem Tal könnte es sich jedoch evtl. um einen früher einmal genutzten Platz handeln. Auf der anderen Seite des Tales (Luftline etwa 600 m?)befindet sich etwa in ähnlicher Höhe eine mittelalterliche Burgruine mit Namen Aghdjaberd, die wir nicht besuchen konnten.

WP 026
N 39° 03´ 38,5
E 46° 27´ 01,4
1393 m

Tsav. Verfallene mittelalterliche Kirche oder Kapelle in dichtem Bergwald nordwestlich des Dorfes Tsav nahe WP 025.

WP 027
N 39° 03´ 04,5
E 46° 25´ 31,6
1241 m

Tsav-Shishkert. Nördlich an der Strasse, die von Tsav nach Sishkert führt, wurden beim Strassenbau mehrere Steinkistengräber angeschnitten, in denen sich Keramik befunden haben soll. Mehr darüber konnten wir allerdings nicht in Erfahrung bringen. Die Reste der Gräber sind noch im Strassenprofil sichtbar. Angeblich stammt ein mitteleisenzeitliches, ritzverziertes Gefäss mit kleinem Henkel im Museum Kapan von hier.

WP 028
N 39° 03´ 54,5
E 46° 23´ 06,5
1571 m

Tsav-Shishkert. Weiter nordwestlich an der Strasse, die von Tsav nach Sishkert führt und ständig ansteigt, hat ein Schweinzüchter offensichtlich ein Steinkistengrab mit grossem Deckstein und Knochen und Keramik zufällig ausgegraben. Es soll sich etwa 2-300 m östlich seiner Behausung befunden haben.

Shishkert

Shishkert, N 39° 05´und E 46° 20´, auf einer Höhe von etwa 1750 m gelegen, wies keine Spuren prähistorischer Funde auf. Man benannte uns einzig einen Keramikfundplatz namens Handikaler westlich oberhalb des Dorfes, der jedoch keine Befunde erbrachte. Der Weg, der uns von Kapan bis hierher brachte, steigt nach Westen hin weiter in Richtung Gebirge an. In dieser Höhe gibt es kaum noch die sonst üblichen dichten und üppigen Bergwälder, allein karge Wiesen und etwas Buschwerk.

WP 029
N 39° 04´ 58,3
E 46° 20´ 23,4
1964 m

Shishkert Handikale. Auf einem Kartoffelacker sollen Keramikscherben gefunden worden sein. Wir konnten diesen Befund jedoch nicht bestätigen; nur wenige moderne Keramikscherben lagen herum, die eher von einem Piknik stammen dürften.

WP 030
N 39° 12´ 15,3
E 46° 28´ 49,8
768 m

Sznak, Dorf östlich von Kapan. In SARCH 1962, 199 ff wurde von Esajan und Sahiniyan ein Bronzelöwe publiziert, 20 cm lang, 13 cm hoch 5,175 kg schwer. Er soll zusammen 1951 mit Keramik und einem Bronzekessel gefunden worden sein. Anzunehmen ist, dass die Funde aus einem Grabzusammenhang stammen. Der Fundplatz lässt sich heute nicht mehr ermitteln. Das Dorf wurde in den zwanziger Jahren von der sowjetischen Administration gegründet und mit azarbaidschanischen Türken besiedelt. Im Armenisch-Azarbaidschanischen Krieg (1991-1994) wurden die Türken vertrieben. Heute sind hier vertriebene Armenier aus Sungait und Baku angesiedelt. Sie kennen die Vergangenheit des Dorfes nicht. Der Löwe soll sich im Museum von Goris befinden. Laut Aussage des Kapaner Malers Boris, der selbst über eine kleine archäologische Sammlung von Keramikfunden aus ausgeraubten Gräbern verfügt, wurden ursprünglich 2 Löwen gefunden. Der andere sei seiner Meinung nach in russischen Besitz gekommen und in die Ermitage nach Leningrad gelangt.

WP 31
N 39° 12´ 26,7
E 46° 32´ 41,3
1021 m

Agarak. Im Dorfe Agarak wurde bei Bauarbeiten offensichtlich ein mitteleisenzeitliches Grab zerstört. Von dem ehemaligen Grabinventar wurde uns im Dorf eine Kanne mit abgebrochenem Henkel aus rötlichem Ton gezeigt. Weiteres Inventar war nicht mehr vorhanden.

WP 32
N 39° 12´ 04,2
E 46° 33´ 05,3
913 m

Agarak. Nahe der Kirchenruine Sirdarats wurde beim Pflügen in einem Getreidefeld ein rötlicher Ausgusstopf gefunden, verziert mit Ritzmuster, typisch für die Mittlere Eisenzeit hier ( Abb. 29 ). Tülle und Ritzverzierung würde man aus iranischer Sicht eher in medisch-achämenidische Zeit setzen, wie z.B. Funde in Hasanlu IIIa. Es ist davon auszugehen, dass er zu einem Grabinventar gehört, dass weitere Gräber sich in der Nähe befinden müssen.

WP 33
N 39° 11´ 32,8
E 46° 32´ 26,6
951 m

Tschadin Art, Djadinsar. Vor etwa 20 Jahren wurden hier beim Strassenbau am Hang 5 grössere graue und rote Gefässe gefunden, die auf ein eisenzeitliches Grabinventar hinweisen.

WP 034
N 39° 13´ 31,2
E 46° 34´ 10,6
985 m

Jeghvard, Jerwart. Auf einem flachen, kahlen, leicht abfallenden Felsrücken fand vor mehreren Jahren der Leiter des Kulturamts Kapan Fragmente eines grösseren Gefässes, evtl ein Teil eines Grabinventars. Die Gefässfragmente, die der Finder mit nach Hause nahm, waren aber trotz intensiver Suche in seiner Garage nicht mehr auffindbar.

WP 035
N 39° 12´ 50,7
E 46° 33´ 49,6
986 m

Chatshinchut. Auf einem leicht abfallenden felsigen Hang, der dicht mit Buschwald bewachsen ist, soll sich laut lokaler Tradition eine alte Siedlung befinden. Trotz intensiver Suche an diesem Platz konnte nur negativ festgestellt werden, dass sich hier offensichtlich keine Siedlung befunden hat.

WP 036
N 39° 15´ 53,6
E 46° 28´ 18,3
1169 m

Artsvanik. In diesem relativ grossen Dorf gibt es neben einer alten Kirche mit alten Grabsteinen ein altes Schulhaus, in dem sich eine kleine ethnographisch-archäologische Sammlung befindet, die vom Lehrer der Dorfschule verwaltet wird. Im Umkreis des Dorfes sollen sich zumindest 3 grosse prähistorische Gräberfelder befinden, deren genaue Lage allerdings uns niemand zeigen konnte. Einige Funde aus dort augegrabenen Gräbern befinden sich im Schulhaus, insbesondere mehrere Keramikgefässe und Armringe aus Bronze (Abb. 08 ). Inwieweit diese Funde zusammengehören, liess sich nicht feststellen. Die Keramikfunde sind in die Frühe (grauer Henkelpokal und graue Dreifusschale) bis Mittlere Eisenzeit (hellbraunes Töpfchen mit Ritzverzierung) zu setzen. Etwa 3,5 km nordöstlich des Dorfes soll der armenische Historiker Hngikian 3 früheisenzeitliche Gräber in Hin Hogher ausgegraben haben. Den Platz konnte uns allerdings niemand zeigen. Mit Grabfunden werden ebenfalls in der Umgebung des Dorfes folgende Flurnamen in Verbindung gebracht: Krmen, Tschrsven, Barenhir, Tschranen Art, Chalapi Schen, Tschraga Dsar. Eine genaue Lokalisierung war bisher nicht möglich.

WP 037
N 39° 16´ 27,2
E 46° 26´ 48,5
1104 m

Tap Art beim Dorfe Sevakar. Im Dorfe Tap Art soll noch Keramik vorhanden sein, die aus einem Grab kommen soll, das an einem Hang östlich des Dorfes gefunden wurde. Etwa 2 km nordnordwestlich liegt das Dorf Yeghegen; von dort sollen Grabfunde kommen, darunter auch Goldfunde. Genaueres war nicht zu erfahren.

WP 038
N 39° 17´ 08,4
E 46° 25´ 57,7
1200 m

Honin Art. Auf dem Weg zum Dorfe Yeghegen nahe einer kleinen Kirchenruine mit noch vorhandener Apsis soll in einem Grabzusammenhang Keramik gefunden worden sein. Keramikfunde im Umkreis der Kirchenruine deuten auf eine kleine neuzeitliche Siedlung hin.

WP 039
N 39° 19´ 19,4
E 46° 29´ 24,8
1222 m

David Bek, Platz vor der Schule. Das Dorf David Bek gehört ebenfalls zu den Orten, die immer wieder im Zusammenhang mit archäologischen Funden genannt werden. Es liegt direkt an der Grenze zu Azarbaidschan und weist erhebliche Beschädigungen aus dem Kriege auf. Kriegsbedingt hat ein Teil der ehemaligen Bevölkerung das Dorf verlassen. Der einzige Ortskundige, der archäologische Fundorte kennen soll, war trotz wiederholten Bemühens nicht aufzufinden. Diese enttäuschende Situation wurde jedoch dadurch aufgewogen, dass man uns in der Schule des Dorfes einige Grabfunde zeigen konnte, wenn auch ohne Herkunftsangabe. Neben einer graubraunen ritzverzierten Flasche und einem ebenso ritzverzierten Schuhgefäss war der aufregendste Fund eine spätbronzezeitliche Prunkaxt ( Abb. 12 ). Diese Axt soll zusammen mit Keramik und einer Bronzeglocke (angeblich im Museum Kapan) vor mehreren Jahren gefunden worden sein. Über den genauen Fundort gab es Unstimmigkeiten, so dass WP 040 nur als möglicher Fundort einzustufen ist. Ähnliche Bronzeäxte befinden sich in den archäologischen Museem Kapan und Stepanakert.

WP 040
N 39° 18´ 54,4
E 46° 29´ 13,8
1332 m

David Bek, angeblicher Fundort der Prunkaxt an einem Hang ausserhalb des Ortes.

WP 041
N 39° 16´ 19,9
E 46° 29´ 25,3
1333 m

Artsvanik. Nordöstlich von Artsvanik liegt an einem Hang ein Gräberfeld mit zum Teil noch sichtbaren, leeren Steinkistengräbern. Zwei Gräber waren noch im Profil sichtbar. Angeblich sind in diesem Bereich mehrere Gräber von Hngikian ausgegraben worden. In der Nähe befindet sich das mittelalterliche Kloster Yeritsavank.

WP 042
N 39° 16´ 31,4
E 46° 29´ 11,9
1640 m

Nahe Yeritsavank. Auf einer weiten Hügelkuppe soll ein Traktor behauene Steine mit Mörtelresten aufgepflügt haben, evtl. Rest einer mittealalterlichen oder modernen Siedlung.

WP 043
N 39° 16´ 54,3
E 46° 28´ 59,7
1693 m

Yeritsavank. Auf einem weiten Höhenrücken, der zur einen Talseite nach Westen hin steil abfällt, liegt die Ruine des Klosters Yeritsavank. Die umherliegenden Keramikfunde sind mittelalterlich bis neuzeitlich. Eine feine rotbraune Scherbe mit Streifenpolitur könnte evtl. hellenistisch datieren.

WP 044
N 39° 15´ 35,6-32,6
E 46° 29´ 05,9-02,3
1312 m

Tschrsve. Auf einem weit abfallenden Hang wurden vor mehreren Jahren durch Regengüsse mehrere Steinkistengräber in einer Erosionsrinne freigespült. Sie sollen schwarze, polierte Keramikgefässe enthalten haben, könnten also spätbronze- früheisenzeitlich datieren.

WP 045
N 39° 17´ 51,9
E 46° 23´ 00,7
1159 m

Tap Art nahe Khotanan. An der Strasse von Kapan nach Aghvani wurde durch den Strassenbau ganz offensichtlich ein niedriges Hügelgrab mit einer dicken Steinschüttung in der Mitte und einer Erdaufschüttung aussenherum angeschnitten. Der Durchmesser beträgt etwa 10-12 m, die Höhe etwa 1,2 m. Unterhalb des Grabes auf der anderen Talseite befindet sich das aufgelassene Sowchos Tap Art, oberhalb eine Klosterruine. Weiter nordwestlich befindet sich das Dorf Verin Khotanan. Das Dorf ist sehr alt, mit einer Kirche angeblich aus dem 11. Jh. In Verin Khotanan konnte uns niemand behilflich sein; archäologische Funde oder Fundorte waren unbekannt. Auch die kleine ethnographische Sammlung in der Schule enthielt keinerlei antike Stücke.

Tantsaver

Tantsaver ist wiederum ein Ort, der oftmals in Südarmenien als wichtiger archäologischer Fundort genannt wird. Vor Ort war es allerdings schwierig, genaue Informationen zu erhalten, da viele einzelne Fundorte nur unzureichend bekannt sind. Was wir an einzelnen Befunden in Erfahrung bringen konnten, zeigt jedoch, dass es ein ungewöhnlich reicher archäologischer Fundort gewesen sein muss. Das betrifft insbesondere den Höhenrücken nordöstlich oberhalb des Dorfes (WP 047) mit einzigartigen Kammergräbern und grossen Hügelgräbern auf einem Bergrücken. Ein Lehrer präsentierte uns einen Bronzedolch ( Abb. 31 ) aus seiner Privatsammlung und zeigte uns den Fundplatz. Einzelne Gräber sollen von Hngikian ausgegraben worden sein. Das Dorf selbst liegt in einem kleinen Tal, in dem Landwirtschaft und Gartenbau betrieben wird. Die Höhen über dem Dorf sind teils bewaldet, teils werden sie als Weideland benutzt. Tantsaver ist eine wichtige Station an der alten mittelalterlichen Strasse, die von Tatev nach Kapan führte.

WP 046
N 39° 20´ 59,8
E 46° 20´ 21,3
1581 m

Tantsaver Barahiri. Wenige hundert Meter südlich des Dorfes wurden beim Strassenbau mehrere niedrige Hügelgräber angeschnitten, die Keramik enthalten haben sollen. Zwei dieser Gräber waren noch sichtbar, erkennbar an zwei tiefen Raublöchern und herumliegenden grossen Decksteinen. Der Durchmesser der Gräber betrug etwa 8 m. Weitere kleinere Gruben in der Nähe könnten darauf hindeuten, dass sich hier einst vielleicht doch mehr Gräber befanden.

WP 047
N 39° 21´ 09,4
E 46° 19´ 29,7
1730 m

Tantsaver Karektur. Höhenrücken oberhalb des Dorfes. In einer flachen Felsgrube, oder niedrigen Höhle wurde hier ein Skelett gefunden, bestreut mit Ocker, einer Ahle aus Kupfer und einem Amulett aus Wildschweinzahn. Keramikscherben, die dabei gefunden wurden, sollen eindeutig frühbronzezeitlich sein. Ausgegraben hat dieses Grab der armenische Historiker Hngikian. Das ist deswegen erstaunlich, da dies dann der einzige frühbronzezeitliche Befund in der ganzen Region Kapan wäre. Leider ist dieser Befund weder publiziert noch sind die Unterlagen zugänglich.

WP 048
N 39° 21´ 09,0
E 46° 19´ 36,4
1730 m

Tantsaver Karektur. Fundplatz eines spätbronzezeitlichen Bronzedolches, der sich jetzt in der Privatsammlung eines Lehrers in Tantsaver befindet. Es sollen mit diesem Dolch Scherben und Knochenreste gefunden worden sein: offensichtlich ein Grab.

WP 049-050
N 39° 21´ 03,7-04,1
E 46° 19´ 23,0 28,7
1745 m

Tantsaver Karektur. Rest einer Mauer, ohne Mörtel aus grossen Bruchsteinen 4 Lagen erhalten. Erhaltene Länge etwa 20-25 m, Breite etwa 1,2 m. Keine weiteren Funde.

WP 051-058
N 39° 21´ 01,7
E 46° 19´ 28,9
1733 m

Tantsaver Karektur. Reste eines grossen Gebäudes, Mauerdicke bis zu 2,5 m. Evtl. handelt es sich um eine mittelalterliche oder spätere Wegfestung hoch über dem Tal von Tantsaver. Keine weiteren Funde. Auf dem nach Norden abfallenden Hang sind leichte, spitze Hügel zu sehen, evtl. Reste ausgeraubter Gräber.

WP 059
N 39° 21´ 00,3
E 46° 19´ 35,5
1676 m

Tantsaver Karektur. 3 ausgeraubte oder ausgegrabene Kammergräber. Zwei Gräber haben die Ausrichtung SS-O nach NN-W, eines SS-W nach NN-O. Alle Gräber haben Kraggewölbe und sind etwa 5-6 m lang und etwa 1,2 m breit, sofern Bewuchs und Zerstörung eine Beurteilung zuliessen. Unklar ist, ob dies Gräber sind, die Hngikian einst ausgrub.

WP 060
N 39° 21´ 35,3
E 46° 19´ 23,0
1839 m

Tantsaver Hing Tschjughani. Auf einem Hügelkamm liegen 4 Hügelgräber in einer Reihe, etwa nord-südlich ausgerichtet. Die Gräber sind 1,2 bis 1,5 m hoch und besitzen einen klar sichtbaren Steinkranz mit einemDurchmesser von 8 bis 12 m. 3 der Gräber sind sicherlich beraubt, das südlichste könnte noch intakt sein.

WP 062
N 39° 21´ 09,5
E 46° 19´ 58,9
1623 m

Tantsaver Dorf. Auf einem verwilderten Grundstück soll hier angeblich ein Grab mit Treppe gefunden worden sein. Funde sind nicht bekannt. Dicht daneben wurde unlängst ein Grab gefunden, von dem man uns noch ein kleines Henkeltöpfchen zeigte, das früh- bis mitteleisenzeitlich einzuordnen ist.

WP 063
N 39° 21´ 02,3
E 46° 19´ 51,2
1608 m

Tantsaver Dorf, Schule. Beim Bau des Schulhauses sollen ebenfalls Gräber mit Knochen und Keramik gefunden worden sein. Im Schulhaus befand sich eine kleine Sammlung unbekannter Herkunft mit früheisenzeitlicher Keramik, einigen Fritteperlen und Bronzearmringen. Der Schulleiter zeigte und diese Funde nur flüchtig und verweigerte uns leider jede Art von Dokumentation.

WP 061
N 39° 21´ 23,5
E 46° 18´ 12,9
1751 m

Aghvani. Im Bereich dieses Dorfes sollen sich zwei Gräberfelder befinden, eines südöstlich, das andere nordöstlich des Dorfes. Die genaue Lage kannte allerdings niemand der Bewohner. Ein früheisenzeitliches Grab soll hier von Hngikian ausgegraben worden sein.

WP 064
N 39° 12´ 23,0
E 46° 26´ 47,7
738 m

Kapan Flughafen. Beim Bau des heute seit langem unbenutzten Flughafens sollen bei Bauarbeiten archäologische Funde gemacht worden sein. Am Hang nördlich oberhalb des Flughafens wurde offensichtlich ein Grab aus hellenistisch-römischer Zeit mit einem kleinen Glasfläschchen gefunden. Weitere Gräber sollen sich ebenfalls hier befinden. Das Glasfläschchen soll sich angeblich im Museum Kapan befinden. Es wäre der erste Befund aus dieser Zeit in dieser Region.

WP 065
N 39° 12´ 05,2
E 46° 23´ 39,8
973 m

Teghut, ein südwestlicher Vorort von Kapan. In Teghut sollen Steinkistengräber des 7.-5. Jh.v.Chr. von dem Historiker Grikorian ausgegraben worden sein. Ausserdem sollen Gefässe mit Schlangen- und Pferdedarstellungen gefunden worden sein, die eisen- oder spätbronzezeitlich sein sollen,.Eine menschliche Terrakottafigur aus Teghut im Museum Kapan erinnert sehr an ähnliche Figuren in Marlik.

WP 066
N 39° 09´ 24,5
E 46° 12´ 01,8
1564 m

Lernadzor. Im Bereich von Lernadzor sollen sich mehrere Gräberfelder befinden. Allerdings ist die gesamte Umgebung des heutigen Dorfes dicht bewaldet. Mangels gangbarer Wege fand sich niemand, der uns diese Fundorte gezeigt hätte. Der Leiter der Schule nahm uns jedoch sehr gastfreundlich auf und zeigte uns eine reichhaltige archäologische Sammlung, die in einem Lagerraum untergebracht war. Es handelt sich dabei um spätbronzezeitliche, früh- und mitteleisenzeitliche Keramik und Bronzefunde. Eine Reihe von eisernen Lanzenspitzen hingegen sind eher hellenistisch-römisch einzuordnen. Welche der Funde in welchem Fundzusammenhang gefunden worden waren, liess sich nicht feststellen.

WP 067
N 39° 13´ 03,8
E 46° 19´ 57,2
1159 m

Kloster Vahanavank. Sowohl südöstlich des Klosters wie etwa 300 m nordöstlich sollen sich je ein Gräberfeld befinden. Angeblich datieren Funde aus diesen Gräbern, darunter eine Bronzeaxt, in die Frühe Eisenzeit. Am Steilhang über dem Hof des Klosters war ein ausgeraubtes Steinkistengrab sichtbar.

 

Region Sisian

Im Anschluss an die Arbeiten in Kapan wurden in Sisian zwei Nachuntersuchungen durchgeführt. Die Bearbeitung der Ergebnisse des letztjährigen Surveys hatte dies nötig gemacht. Dabei hatte sich herausgestellt,dass Kammergräber ganz offensichtlich einen besonderen Stellenwert haben, dass die Norm einfache Steinkisten oder Hügelgräber sind. Der Befund dieses Jahres in Kapan hatte dies bestätigt.

Aus diesem Grunde wurden die Plätze Uyts und Zorarkarer ein weiteres Mal besucht. Diesmal wurden dort nicht nur einzelne dieser Steinkammergräber aufgenommen. Hingegen wurde versucht, alle noch sichtbaren bzw. identifizierbaren Steinkammergräber aufzumessen, in ihrer Lage zu bestimmen, zu fotografieren und davon dann einen Plan des Gräberfelds zu erstellen. Die Auswertung dieser Arbeiten ist noch nicht abgeschlossen, doch fallen zwischen beiden Orten noch nicht erklärbare Differenzen auf. Sämtliche Gräber in Uyts (mehr als 20) liegen ausserhalb der antiken Stadtbefestigung, vielleicht ein Hinweis, dass beide aufeinander bezogen sind. In Zorarkarer hingegen liegen sämtliche Gräber (etwa 30) innerhalb des durch eine Stadtmauer markierten Gebietes. Weitere Steinkammergräber befinden sich in Sisian II (Siuniberd). Aus Zeitgründen konnten diese jedoch nicht ebenfalls aufgemessen werden.

Stephan Kroll 27/06/02