Survey in Süd-Armenien im Jahre 2000
(Archaeology in Armenia)

English Version




Pavel Avetisyan in Gedatagh / Südarmenien

Viele archäologische Plätze in Armenien sind heute nicht nur wegen z.T. illegaler Bau- oder Erschließungsmaßnahmen gefährdet, sondern aufgrund der Armut der Bevölkerung, die in antiken Siedlungen, Festungen oder Gräberfeldern nach Schätzen sucht. Aus diesem Grunde hat das Institut für Archäologie und Ethnographie der Armenischen Akademie der Wissenschaften mit dem Institut für Vorderasiatische Archäologie der LMU München vereinbart, in gemeinsamer Kooperation archäologische Fundplätze in Süd-Armenien zu erfassen und zu dokumentieren. Nur wenn sie erfasst sind, können sie langfristig auch geschützt werden.

Mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft war es im Herbst 2000 erstmals möglich, in Süd-Armenien archäologisch systematisch zu arbeiten. Während der 3 Wochen, die im August-September 2000 in der Region Sisian gearbeitet wurden, konnten sämtliche Teile der Provinz mittels eines geländegängigen russischen Jeeps besucht werden. Teilnehmer dieser Untersuchung waren P. Avetisyan, S. Melkonyan, U. Hellwag, S. Kroll und A. Poghosyan als Fahrer.

Dank gilt dem Institut für Vorderasiatische Archäologie der Ludwigs-Maximilians-Universität München (Prof. Michael Roaf), das entsprechende Geräte zur Verfügung stellte und .besonders der Grafikerin Cornelie Wolff. Sowohl das Institut für Archäologie und Ethnographie (Prof. Aram Kalantaryan), wie die Kommission für Erhaltung der Historischen und Kulturellen Denkmäler in Erevan (G. Gyurdgyan) und das Museum in Sisian (Ts. Petrosyan) halfen uns mit Informationen bezüglich evtl. antiker Monumente in der Region. Zahlreiche weitere Hinweise erhielten wir auf Befragen der lokalen Bevölkerung.


Insgesamt wurden über 50 Fundorte aus antiker Zeit lokalisiert (von der Frühbronzezeit im 3. Jt.v.Chr. bis in die Spätantike. Bedrückend war der Befund, den wir an über der Hälfte aller Fundplätze machen mussten. Entweder war der Platz zerstört durch moderne Erschließungsmassnahmen, oder aber der Platz war gezielt von Schatzsuchern und Grabräubern geplündert worden, so z.B. die Gräberfelder in
Gedatagh oder Tsghuk , oder die Kura-Arax-zeitliche Siedlung in Ltsen ..

Alle festgestellten Fundorte wurden mittels GPS (Global Positioning System) lokalisiert und kartiert sowie fotografisch festgehalten. Von konstruktiven Anlagen wie z.B. Kammergräbern, Siedlungen oder Festungen wurden Planskizzen angefertigt, teilweise wiederum mit Hilfe von GPS. Oberflächlich sichtbare Funde (Keramik, Steinwerkzeuge) konnten gesammelt werden, um eine chronologische und kulturhistorische Einordnung zu ermöglichen. Erstmalig gab so die Möglichkeit, hier gezielt die gesamte Region zu begehen und somit einen Überblick über die antike Besiedlung in den verschiedenen Epochen zu erhalten.


Unter den rund 50 Fundorten aus antiker Zeit sind einige aufgrund ihrer Grösse besonders hervorzuheben, so die Festungen Aghitu, Shaghat, Narinkala, Shakeh und Balak, sowie die antiken Städte Uyts und Zorakarer . Der einzige Ort, der bisher schon international bekannt war, ist Zorakarer, nördlich von Sisian. Im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung, dass es sich hierbei um ein armenisches Stonhenge handele, kann man bei genauer Untersuchung des Platzes ganz nüchterne Befunde präsentieren. Zorakarer, auf einem leicht zerklüfteten Höhenvorsprung gelegen, war von der Mittelbronzezeit bis in die Eisenzeit ein Gräberfeld und Siedlung mit zum Teil enormen Kammergräbern. In der Eisenzeit und in hellenistisch-römischer Zeit diente es wohl als Refugium in Notzeiten. An der zum Hochplateau engsten Stelle wurde aus Felsbrocken und Lehm eine Mauer errichtet; in die Mauer wurden zur Verstärkung vertikale Felsblöcke eingebaut.

Bisher unbekannt ist die antike Stadt Uyts, östlich von Sisian auf dem südlichen Hochufer des Vorotan gelegen. Auch hier bestand ein grosses Gräberfeld mit zum Teil 8-10 m langen Kammergräbern und eine kleine Festung. Erst ab der Eisenzeit wurde der Platz weiträumig besiedelt und mit einer Stadtmauer umgeben, die in ihrer Struktur der Stadtmauer von Zorakarer ähnelt. Wichtigster Befund in Uyts war jedoch der Fund einer weitaus älteren Siedlung auf einer kleinen Flussterrasse in halber Höhe über dem Flusstal des Vorotan. (Eastern Terrace) Funde von dort datieren von der Früh- und Mittelbronzezeit bis in achämenidisch-hellenistische Zeit.


Details zu allen Fundorten incl. Datierung und Lage

Die folgenden Bilder geben eine Auswahl unserer Befunde und Ergebnisse wieder:



2000-Armenia-Sisian.jpg
Karte von Armenien


2000-Sisian-Chrono-1.jpg
Region Sisian: Chronologie 1


2000-Sisian-Chrono-2.jpg
Region Sisian: Chronologie
2


2000-Sisian-Survey-Iron-Age-Places.jpg
Sisian Survey 2000
Eisenzeitliche Fundorte


Aghitu-Fortress.jpg
Aghitu: Festung



Aghitu-Fortress-Plan.jpg
Aghitu:
 Plan der Festung


Balak-Fortress-Plan.jpg
Balak: Plan der Festung



Balak-Fortress-seen-from-West.jpg
Balak: Festung von Westen




Gedatar-Ironage-Tomb.jpg
Gedatar: Funde aus
eisenzeitlichen Grab



Gedatar-Robbed-Tombs.jpg
Gedatar: Beraubte Gräber


Ltsen-Kura-Arax-Pottery.jpg
Ltsen: Kura-Arax Keramik


Narinkala-Fortress-Plan.jpg
Narinkala:
Plan der Festung


Narinkala-seen-from-North.jpg
Narinkala von Norden


Narinkala-seen-from-West.jpg
Narinkala von Westen


Shakeh-Fortress.jpg
Shakeh Festung


Shakeh-Fortress-Plan.jpg
Shakeh: Plan der Festung


Tsghuk-1-Robbed-Tomb.jpg
Tsghuk: Beraubtes
mittelbronzezeitliches Grab


Tsghuk-2-Human-Bones.jpg
Tsghuk: menschliche
Knochen aus dem beraubten Grab


Tsghuk-3-Middle-Bronze-Painted-Pottery.jpg
Tsghuk: mittelbronzezeitliche
Keramik aus dem beraubten Grab



Uyts-1-Fortress-seen-from-North.jpg
 Uyts Festung von Norden




Uyts-2-Fortress-seen-from-N-E.jpg
Uyts: Festung von Nord-Osten,
links unten die Siedlung
Eastern Terrace



Uyts-3-Eastern-Terrace.jpg
Uyts: frühbronze-hellenistische
Siedlung EasternTerrace


Uyts-4-Fortress-Plan.gif
Uyts: Plan der Festung


Zorakarer-1-outside-Citywall.jpg
Zorakarer: Blick auf die
Stadtmauer von Osten


Zorakarer-3-Great-Tomb.jpg
Zorakarer: grosses Kammergrab
mit Dromos und Grabhügel

Zorakarer-4-Robbed-Tomb.jpg
Zorakarer: beraubtes
Steinkammergrab

Zorarkarer-2-Citywall.jpg
Zorarkarer: Stadtmauer



Stephan Kroll 10/June/2002
last modified 15/May/2010